WERDEGANG
„Schau ma moi.“
Man nehme 2 Jahre Ausbildung in der Pferdewirtschaft in Güssing und ergänze sie durch ein Praktikum in Steinbach an der Steyr, begleitet von einem Unfall. Der Tag der Entscheidung: Bleiben?
Oder neue Pfade beschreiten?
Eine nicht heilende Verletzung führte zum Berufswechsel. In Wien meisterte ich 2014 den diplomierten Lehrabschluss als Friseurin und durch einen Jäger im privaten Umfeld hatte ich zu jener Zeit erstmals Kontakt zu Schusswaffen. Und zum Bogenschießen. Einmal ins Steyr Arms Schießsportzentrum in Wiener Neustadt eingeladen, begeisterte mich die Thematik noch nicht so wirklich. Dennoch wollte ich mir die Sache genauer ansehen: Im 14. Bezirk holte ich mir 2015 den Waffenführerschein und beantragte kurz darauf erstmals die WBK. Ein Jahr später zog die erste Pistole ein: Glock 23 Gen 4 im Kaliber .40 S&W.
Im selben Zeitraum packte mich ein Weiterbildungswahn. Mit dem Vorhaben, alle 4 Teilprüfungen der Berufsreifeprüfung in einem Jahr zu absolvieren, besuchte ich die Maturaschule Dr. Roland, was eine Reduzierung der Arbeitszeit erforderlich machte. Es folgte der Wechsel in eine Teilzeitanstellung als Rezeptionistin in einem Fitness-Studio in Stockerau. Hier sollte ich zum ersten Mal indirekt mit der Sicherheitsbranche in Berührung kommen.
Tausendsassa.
Eine zweite Person aus dem privaten Umfeld war es, die nebenberuflich im Personenschutz Dienst verrichtete. Im Laufe der Zeit wuchs das Interesse rund um Sicherheit, Schutz und Verteidigung. Bevor ich mich dem widmen konnte, verlangten private Schicksalsschläge nach einer Auszeit; so verschlug es mich im Herbst 2017 von Stockerau nach Bregenz. Aus dem Teilzeitjob im Fitness-Studio wurde eine Vollzeitstelle als Kassierin im Casino Bregenz.
Ich genoss die Vorarlberger Lebensqualität, arbeitete vorwiegend nachts, am Wochenende und an Feiertagen und erfreute mich an genügend Freizeit, um mich ausgiebig um mich selbst zu kümmern.
Meine intensive Zeit an der Schusswaffe begann. Bisher nutzte ich Gelegenheiten, die sich boten. Mit einem Ausbildungsprogramm im zivilen Verteidigungsschießen und einem Nahkampftraining in der Schweiz begann ich erstmals aktiv an meiner Zukunft zu arbeiten. Meine damaligen Trainer und Instruktoren prägen mit ihren Ausbildungen meine Mentalität bis heute. Aber ich lernte dazu und wahre heute eine gewisse Distanz zum Gebrauch einer Schusswaffe im Falle der Notwehr.
Die Frage „Wo siehst du dich in 5 Jahren?“ konnte ich damals trotzdem klar beantworten: im Sicherheitsdienst.
Initiative.
Frühjahr 2019. Ich gönnte mir 5 Wochen Urlaub und pendelte jede Woche mit dem Motorrad zwischen Wien und Bregenz. Die Ausbildung zur Bewacherin begann im selben Unternehmen, das mir einst den Waffenführerschein ausstellte. Kurzerhand bot man mir an, einen zusätzlichen Tag pro Woche im Kurs zu verbringen und ihn um den Personenschutz zu ergänzen. Gesagt, getan. Begeisterung über die Themenvielfalt des Sicherheitsdienstes und die Absicht, einen weiteren Lehrgang zu absolvieren, machten sich breit. Ich arrangierte meine Versetzung von Bregenz ins Casino Wien, fuhr dort mit einer Teilzeitposition fort und handelte mir selbst die Erlaubnis zur Nebentätigkeit im Sicherheitsdienst aus.
Traumberuf Tempelwächterin.
November 2019. Mit dem Bestreben, auch die Ausbildung zur Berufsdetektiv-Assistentin zu absolvieren, zog ich zurück nach Niederösterreich. Mit Januar 2020 startete das berufsbegleitende Ausbildungsprogramm – Ende des Monats nahm ich parallel dazu den ersten Auftrag als Security an. Veranstaltungsschutz. Auch die ersten Schießtrainings durfte ich als angestellte Trainerin im Ausbildungsbetrieb abhalten.
3,5 Jahre lang wechselte ich zwischen Casino und Bewachungstätigkeiten, detektivischen Einsätzen im Kaufhaus, Observationen und Schießtraining. Während der COVID-Pandemie brachte mir das neu gewonnene Wissen drei Arbeitgeber gleichzeitig. Einige Monate verbrachte ich in einer Wirtschaftsdetektei. Doch so schnell ich diese Dienstgeber gewann, verlor ich sie wieder, unter anderem als Folge pandemiepolitischer und persönlicher gesundheitlicher Entwicklungen.
Um die Einkommenseinbußen der ersten beiden weggefallenen Dienstverhältnisse zu kompensieren, gründete ich nebenberuflich die erste eigene Firma. Eine kleine Werbeagentur, deren Kernkompetenz die Erstellung von Werbe- und Verkaufstexten ist. Die Agentur gibt es bis heute, konzentriert sich verstärkt auf die Sektoren Waffen, Schießsport und Jagd und betreut Kunden bis in den Norden Deutschlands. Als auch das letzte verbliebene Dienstverhältnis im Schießkeller wegfiel, war das zunächst ein Schock. Zu gerne hätte ich einst den Rest meines Lebens dort verbracht, war aber letztendlich gezwungen, aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig auszutreten.
Die Chancen einer Krise.
Damit war ich am existenziellen Tiefpunkt angelangt: rund 12.000 Umzugskosten von Bregenz nach Wien eingetauscht gegen 3 Dienstverhältnisse, die sich Reihe nach verabschiedeten. Aber: Wir Steinböcke sind eine Kämpfernatur. Wir lassen uns nicht so leicht unterkriegen und sind auch auf steinigem und steilem Untergrund ganz gut bei Huf, ganz besonders auf steilem. Gerade mal 3 Stunden brauchte es für 2 zukunftsprägende Erkenntnisse:
Erstens:
Ich will meine Tätigkeit als Schießtrainerin nicht aufgeben.
Zweitens:
Ich brauche kein Angestelltenverhältnis dafür.
Also werde ich sie auch nicht aufgeben.
Die mobile Schießtrainerin® war geboren.
Nochmal: Initiative!
2023. Ich beschloss, mich für die nächsten 50 Jahre meines Daseins nur noch jenen Dingen zu widmen, die mir größte Freude bereiten. Das sind meine Schießtrainings – und Tiere. Projektarbeiten aus der Werbeagentur finanzierten ein Studium der Verhaltensbiologie und -psychologie von Hunden, Katzen und Pferden. Gegen Ende des Studiums kam ich mit dem Tierschutz in Kontakt. Gemeinsam mit dem Verein Helping Hands for Animals widme ich mich in erster Linie den Katzen und startete ehrenamtlich in der (Re)Sozialisierungsarbeit mit verhaltensauffälligen bis verhaltensgestörten Tieren.
Im Januar 2023 begannen 6 Monate der intensiven Vorbereitung, Planung und Konzeptionierung meines zweiten Unternehmens. Ohne je zuvor eine Selbstständigkeit in der Waffenbranche in Erwägung gezogen zu haben, entstand ein rund 40-seitiger förderungswürdiger Businessplan. Kurz vor Gründungstermin begannen sich plötzlich Herausforderungen und Probleme zu häufen. In den Weg gelegt unter anderem von Institutionen, die heimische Unternehmer und Unternehmerinnen eigentlich unterstützen sollten. Falsche Auskünfte und darauf basierend die zweifache falsche Eintragung von Daten führten zu einem finanziellen Schaden von über EUR 3.000,00 der ersten Wochen als selbstständige mobile Schießtrainerin. Und das mangelnde Interesse an Beratung anderer Einrichtungen zwingt mich, die Antworten auf all meine Fragen weitgehend selbst zu finden. Unternehmensrechtlich, waffenrechtlich, österreichweit und in Bezug auf die Internationalisierung.
Es gibt Schattenseiten. Aber …
Eines habe ich gelernt:
Die Kunst des Lebens besteht darin, sich entweder anzupassen oder es besser zu machen. Es sind immer die Stärkeren, die gewinnen – und ich hatte es nach all den Jahren beruflich wie privat satt, auf der Verliererseite zu stehen. Ein Wettkampf gegen das Universum stand bevor. Nicht nur der fremdverschuldete Schaden fordert heraus. Seit Bekanntwerden meiner Selbstständigkeit habe ich einen treuen Begleiter hinzugewonnen, der sich Diskriminierung nennt.
Eine angestellte Schießtrainerin in einem Schießkeller wird der Kundschaft, die dort ein Training bucht, vorgesetzt. Wenn sonst kein Schießtrainer im Haus ist, muss die Kundschaft mit ihr auskommen. In wirklich wenigen, nämlich nur einzelnen Ausnahmefällen herrschte zwischen einem männlichen Kunden und mir als angestellte Trainerin eine derart kritische Spannung, dass ein Training abgebrochen werden musste oder gar nicht erst begonnen hat.
Als selbstständiger weiblicher Personal Trainer im Schießsport bekommt man vermehrt Unangenehmes zu spüren. Etwas, das ich hätte vorhersehen können, aber nicht tat, weil ich vor der Gründung nie damit konfrontiert war. Jedenfalls nicht in einem Ausmaß, das zum Ernstnehmen veranlasst hätte. Plötzlich bekommt man andere Ware als die bestellte verkauft, dem Irrglauben anheimfallend, man merke es nicht. Durch die Blume wird man ausgetestet, fachlich wie praktisch. Und um dem die Krönung aufzusetzen, schicken einem vollkommen fremde Menschen ungefragt Dokumente, Foto- und Bilddateien mit obszönen Inhalten.
Diese Erfahrungen hatten einen Persönlichkeitswandel zur Folge, der heute in einer Kompromisslosigkeit resultiert, die sich auch auf mein Privatleben überträgt. Nach reiflicher Reflexion und Überlegung kam ich zu dem Schluss, dass Belästigung immer dort beginnt, wo man wiederholt in eine Lage oder Situation gebracht wird, von der genau bekannt ist, dass man sich nicht darin befinden möchte. Egal, ob man von einem Fremden oder von seinem eigenen Partner in diese Lage gebracht wird. Und vollkommen egal, wie diese sich darlegt. Essenziell ist einzig und allein, was sie mit einem macht. Niemand muss Unangenehmes mit sich machen lassen, wie banal es auch scheint.
… das Universum lässt sich erziehen.
Ein absolut positiver Effekt der Selbstständigkeit ist allerdings, dass Kunden und Kundinnen, die sich für mich entscheiden, dies ganz bewusst tun. Aus individuellen Gründen. Ich werte jede Entscheidung, die auf mich als Trainerin fällt, als Vertrauensvorschuss gegenüber jedem anderen Anbieter. Ich bin wahrlich keine Feministin – aber das Recht, diesen Vertrauensvorschuss vor allem von den Herren in meinem Kundenstamm zu schätzen, nehme ich mir heraus. Seit meiner Zeit als Friseurin begleitet mich ein Leitsatz, der von meinem Lehrherrn stammt: „Jeder Unternehmer bekommt die Kundschaft, die er verdient.“
Und an dieser Stelle will ich ein herzliches Dankeschön an ausnahmslos alle meine Schützlinge loswerden, die genau diesem Satz eine uneingeschränkt positive Bedeutung verleihen.
Die Selbstreflexion hat mich vieles gelehrt. Umstandsbedingt haben Gedanken rund um giftige zwischenmenschliche Beziehungen, Machtspiele und psychische Gewalt – vom Arbeitsplatz bis zur liebespartnerschaftlichen Beziehung – zu sehr wertvollen Erkenntnissen geführt und bewegen mich dazu, Anti-Gewalt-Initiativen zu unterstützen. Aber mal unter uns, hat schon mal jemand versucht, als offenkundiger Waffenbesitzer mit Nahkampferfahrung in eine solche hineinzukommen?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich besser dran bin, wenn ich alles, was ich für mich oder für meine Schützlinge erreichen möchte, selbst auf die Beine stell und manage. Es verlangt einem einiges ab und mag seine Zeit dauern, trotzdem ist es um ein Vielfaches einfacher, bereichernder und emotional befriedigender als sich Vorurteilen, Machtspielen oder irgendeiner anderen Art von Negativität auszusetzen, „Weil es halt nicht anders geht“. Oder weil „So ist nun mal das Leben“.
Packt es an den Hörnern und gebt euch einen Ruck – ES GEHT AUCH ANDERS.
Aus diesem Grund bin und bleibe ich als die mobile Schießtrainerin® vollkommen unabhängig. Es gibt keine Werbepartnerschaften, die mich in meiner Selbstständigkeit oder der Abhaltung meiner Trainings einschränken oder binden. Es gibt auch keine Investoren oder Firmenkredite. Als alleinige Marken- und Unternehmensinhaberin ist es mir ein Herzensanliegen, immer persönlich für meine Schützlinge da zu sein, auch abseits des Schießstandes. Das alles zu „schupfen“ fällt einem plötzlich wieder ganz leicht, wenn man sich daran erinnert, wie sehr man doch liebt, was man tut. Und eines kann ich mit absoluter Aufrichtigkeit sagen:
Was immer das Leben noch für mich bereithält:
Ich möchte es mit niemandem auf dieser Welt tauschen.