In Österreich ist die Waffenbesitzkarte für genehmigungspflichtige Schusswaffen schnell und ohne nennenswerte Erfahrung beantragt. Groß ist die Euphorie, wenn das blaue Kärtchen endlich im Briefkasten landet; und noch größer der Drang, den nächsten Waffenhändler aufzusuchen. Ein Ratschlag: Vermeiden Sie Enttäuschungen durch überstürzte Blindkäufe.
Glock, CZ, Blaser, Colt … – was darf es sein?
Jeder Waffenhersteller erzeugt seine Produkte für bestimmte Zwecke. Zwei Beispiele: Die Glock GmbH stellt Dienst- bzw. Servicepistolen für Behörden her. Pistolen von CZ sind Sportskanonen. Beide Marken finden sich zuhauf auch in Privathaushalten. Zu den wesentlichen Unterschieden innerhalb dieser einen Waffentype gehören im Wesentlichen Gewicht, Größe, Kaliber, das Material des Rahmens bzw. des Griffstücks sowie dessen Verarbeitung und Erscheinungsbild, die Bedienelemente und das teils optionale, teils mitgelieferte Zubehör.
Die verschiedenen Hersteller haben sich jeweils in ihrem favorisierten Sektor (zB Jagd, Sport, Dienst, Sammlung etc.) einen Namen gemacht. Aber sie versuchen sich auch in anderen Anwendungsbereichen. So sind unter dem Namen Colt nicht nur historische Sammlerstücke vertreten, Colt ist auch der Urvater der heute so beliebten 1911er-Pistole; eine einst als Dienstwaffe konzipierte Großkaliberpistole, die heute auch im Sport sehr beliebt ist. Ein paar der größten Namen im europäischen und amerikanischen Raum sollten Ihnen zumindest einmal untergekommen sein:
Sportwaffen | Dienst- & Gebrauchswaffen | Jagdwaffen | Sammlerwaffen |
---|---|---|---|
CZ | Glock | Blaser | Winchester |
Laugo Arms | Colt | Krieghoff | Uberti |
Beretta | Smith & Wesson | Remington | Armi San Marco |
Walther | Heckler & Koch | Steyr Mannlicher | Purdey |
Peruzzi | SIG Sauer | Mauser | Pedersoli |
–
Kaufratgeber – erste Hinweise vor jedem Waffenkauf
Rückstoß & Körpergewicht
Die vermutlich erste Information, die Sie im Beratungsgespräch über den Waffenkauf bekommen, ist: „Die Waffe muss zu Ihnen passen“ oder „Sie müssen mit Ihrer Waffe umgehen können“. Aber was heißt das genau? Um sich die eigene Waffe zum Freund zu machen, braucht es mehr als Zufallstreffer. Individuelle körperliche Befindlichkeiten des Schützen oder der Schützin sind von besonderer Bedeutung.
Beim Schießen fungieren Schützen als physikalische Größe, genannt Masse. Eine bestimmte Schusswaffe wirkt bei der Schussabgabe mit einer spezifischen Rückstoßstärke auf Sie ein. Der Schützenkörper wirkt als Stoßdämpfer, der umso besser dämpft, je mehr Masse (Körpergewicht) vorhanden ist. Bei Langwaffen, die Sie mit dem Kolben gegen Ihren eigenen Körper pressen, wird der Rückstoß über den ganzen Körper abgeleitet, während bei einer Kurzwaffe Ihre Handgelenke die größte Belastung erfahren. Daher wird der Rückstoß von Gewehren meist als angenehmer empfunden als jener einer Faustfeuerwaffe; und Personen mit vergleichsweise niedrigem Körpergewicht empfinden diesen nochmals unangenehmer als Schützen mit gesünderem Körpergewicht.
TIPP:
Versuchen Sie sich vor dem ersten Waffenkauf unbedingt am Schießen mit Faustfeuerwaffen und Langwaffen und testen Sie sich durch unterschiedliche Waffenmodelle und Kaliber. So stellen Sie rasch fest, welche Waffe mit welcher Rückstoßstärke zu Ihren Befindlichkeiten passt. Ihre Waffe sollte Ihnen vom ersten Moment an ein gutes, sicheres Haltegefühl geben.
Das Gewicht der Waffe
Zu leicht oder zu schwer sollte das Gerät ebenfalls nicht sein: Bei einer leichtgewichtigen Pistole müssen Sie beim Schießen mehr Muskelkraft für einen ordentlich festen (aber nicht zu festen) Griff aufwenden. Ist der Griff zu locker, machen sich wiederholt Ladehemmungen bemerkbar. Eine schwerere Pistole bringt dieses „Mehr“ an Masse mit, das Ihnen zum Abfangen des Rückstoßes vielleicht fehlt – eine schwere Waffe kompensiert also diese Schützenschwäche. Bei halbautomatischen Langwaffen sind Ladehemmungen eher durch Verunreinigungen, zu schwache Ladung der Munition oder mangelnde Waffenpflege begründet. Bei Revolvern treten sie in dieser Form nicht auf. Für Pistole und Revolver gleichermaßen gilt aber: Ist der Griff zu fest, neigen Sie zum Verkrampfen und beginnen zu zittern. Kurzum: Grifffestigkeit und Rückstoßstärke müssen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.
Ist eine Waffe zu schwer, geht Ihnen vergleichsweise früh die Kraft aus, was ein Nachteil im Wettkampf sein kann. Kraftverlust macht langsamer, ungenauer, die Waffe wird unkontrollierbar und der Schütze mitunter zur Gefahr. Hinsichtlich eines zu festen oder zu lockeren Griffs drohen bei schwereren Pistolen dieselben Herausforderungen wie bei leichtgewichtigen Modellen – mit dem feinen Unterschied, dass bei verschiedenen Pistolen mit unterschiedlich starkem Rückstoß auch eine individuelle Grifffestigkeit gefordert ist. Was die Waffe nicht leistet, weil sie zu leicht ist, muss dafür der Schütze entweder durch Muskelkraft oder Körpergewicht aufbringen – und umgekehrt. Sollten Sie von jemandem gesagt bekommen, dass Sie mit jeder neuen Schusswaffe neu schießen lernen – dies ist der Grund dafür.
Da das eigene Körpergewicht und die Muskelkraft im Allgemeinen variable Faktoren sind, ist es – aus diesem Blickwinkel – zunächst egal, für welche Waffe Sie sich entscheiden. Durch regelmäßiges Training gewöhnt sich Ihr Körper an die Belastung am Schießstand und empfindet diese irgendwann nicht mehr so anstrengend wie zu Beginn. Die Folge: Sie greifen immer automatischer mit der richtigen Grifffestigkeit zu einer bestimmten Waffe, der Streukreis auf der Zielscheibe verringert sich (weil das Zittern aufhört), etwaige anfängliche Fehlfunktionen am Sportgerät lassen nach.
TIPP:
Mit einer neuen Waffenbesitzkarte sind Sie nicht zum sofortigen Waffenkauf gezwungen. Beobachten Sie Ihre Entwicklung im Training mit Leihwaffen: Nach ungefähr 800 bis 1.000 Schuss mit derselben Waffe setzt bei den meisten Schützen für gewöhnlich das Muskelgedächtnis ein. Wenn Sie das feststellen, werden Sie auch gewiss eine andere Meinung von dieser Waffe haben, als am ersten Tag. Und von Ihrem Trefferbild auch.
Reinigung & Waffenpflege
Sportwaffen sind pflegeintensiver als die meisten Dienstwaffen, da Letztere weit weniger bewegliche Kleinteile aufweisen. Je mehr bewegliche Kleinteile vorhanden sind, desto mehr Zwischenräume gibt es, in denen sich der Schmauch beim Schießen absetzt; und desto mehr Teile werden mechanisch beansprucht und sind demnach zu pflegen. Ein zu hoher und grober Verschmutzungsgrad sowie eine mangelhafte Schmierung der beanspruchten Teile kann die Funktionstüchtigkeit beeinträchtigen und sich auf die Präzision auswirken, beispielsweise durch Abgangsfehler.
Wenn Sie wenig Zeit in Wartung und Pflege investieren möchten, sind einfach konzipierte Schusswaffen mit wenigen Bedienelementen vorteilhafter. Der Haken: Für gute sportliche Performance im Präzisionsschießen sind diese nur selten bis gar nicht bekannt. Alternativ können Sie die Reinigung Ihrer Waffe an einen Waffenhändler oder Büchsenmacher outsourcen. Dennoch empfehle ich, sich nach den ersten paar Trainings allmählich selbst damit vertraut zu machen. Sie lernen die Funktion Ihrer Schusswaffe besser verstehen – und nach der fünften Reinigung haben Sie den Dreh raus.
TIPP:
Hinsichtlich der Pflegeroutine von Schusswaffen gehen die Meinungen weit auseinander, vor allem was die Reinigungstools und Produkte betrifft. Unabhängig von diesen sind ein paar Dinge aber absolut essenziell:
- Waffenöl und Waffenfett (alles, was zur Pflege mehr oder weniger lang in der Waffe bleibt) müssen für die Verwendung in Schusswaffen geeignet sein und unbedingt eine entsprechende Hitzebeständigkeit aufweisen. Nicht hitzebeständiges Pflegeöl in der Waffe kann bei einer Schussabgabe leicht entzündlich sein.
- Bestandteile oder Bereiche, wo Metall an Metall reibt, müssen gut geschmiert sein. Ohne ausreichende Schmierung nutzt sich das Material durch die stärkere Reibung schneller ab, was früher oder später zu Fehlfunktionen führt. Außerdem beugen Sie so der Korrosion vor und verlängern die Lebensdauer Ihrer Waffe, da durch den Schutzfilm Feuchtigkeit ferngehalten wird.
- Zerbrechen Sie sich Ihren Kopf aber nicht zu sehr darüber – Sie können Ihre Waffen auch „überpflegen“.
Munition & Kaliber
Die verwendete Munition beeinflusst gemeinsam mit dem Gewicht der Waffe die Stärke des Rückstoßes beim Schießen. Bei der Schussabgabe entsteht im Inneren der Patrone ein Gasdruck, der sich folglich durch das Patronenlager und den Lauf der Waffe ausbreitet und das Geschoss durch den Lauf presst. Kleine, leichte Geschosse benötigen dazu weniger Druck – der Rückstoß ist vergleichsweise schwach. Größere und schwerere Geschosse brauchen mehr Schub von hinten, also einen höheren Gasdruck, der wiederum einen stärkeren Rückstoß zur Folge hat.
Davon ausgehend, dass Sie nun eine klassische 9 mm Luger („die 9 mm“) abfeuern – einmal aus einer schwergewichtigen CZ-Sportpistole und einmal aus einer leichtgewichtigen Glock-Dienstpistole – fühlt sich die Rückstoßstärke unterschiedlich stark an. So ist auch das verwendete Kaliber ausschlaggebend dafür, ob Sie sich für oder gegen eine bestimmte Waffe entscheiden sollten – vor allem in sportlichen oder einsatztaktischen Schießdisziplinen beeinträchtigt eine dauerhaft zu starke Waffe Ihre persönliche Leistungseffizienz.
Ein weiterer Aspekt ist die Verfügbarkeit der Munition, die Sie benötigen. 9×19 mm ist das weltweit am stärksten verbreitete Kaliber für Selbstlader, insbesondere für Pistolen. Die Vorteile: Es ist (unter Normalbedingungen) bei jedem Munitionshändler erhältlich und zählt im Vergleich immer noch zu den günstigeren Munitionssorten. Ein großer Nachteil: Genau das macht dieses Kaliber bei Zivilisten und Behörden so beliebt, dass es phasenweise zu monatelangen Lieferverzögerungen kommen kann. Geopolitische Spannungen, Pandemien und ähnliche Ereignisse führen zu Ressourcenkonkurrenz in vielen Bereichen, was auch die Nachfrage an Munition meist schlagartig ansteigen lässt. Anderes Beispiel: Gibt eine Landesverteidigung eine Großbestellung in Auftrag, wird vorübergehend ausschließlich für diese produziert und an keine kleineren Händler verkauft.
Die letzten Engpässe liegen noch nicht lange zurück und waren 2020 bis Anfang 2022 durch die COVID-Pandemie bedingt: Ein großer Teil der österreichischen Bevölkerung begann sich zu bewaffnen und munitionierte seine Waffenschränke auf; aus Angst vor Plünderungen während der Lockdowns. Kurz darauf folgten der zum Krieg ausgeartete Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, der sich bis heute auch auf Zentraleuropa auswirkt. Durch die Lockdowns selbst kam es wiederum zu Verzögerungen in der Fertigung: Was nicht produziert werden kann, weil der Betrieb stillsteht, kann auch nirgendwo hingeliefert werden.
TIPP:
Wenn Ihre Munition möglichst immer verfügbar sein soll, wenn Sie gerade Nachschub benötigen, ist es für sportliche und rein private Zwecke ratsam, von Klassikern wie 9×19 mm abzuweichen und ein Waffenmodell mit „exotischerem“ Kaliber in Betracht zu ziehen. Zum Beispiel .40 S&W als nächstgrößere Option oder 9 mm Kurz als nächstkleinere (kürzere).
Ergonomie & Passform
Das Griffstück samt Form, Material und Größe trägt maßgeblich zur Stabilität der Waffe während des Schießens bei. Ihre Hände sollten sich passgenau und mit möglichst viel Hautkontakt an das Griffstück schmiegen. Ragt Ihre Handfläche an der Unterseite über das Griffstück hinaus, geht der Halt durch ungleichmäßige Druckverteilung verloren und die Waffe schießt sich vergleichsweise unpräzise. Selbiges gilt, wenn das Griffstück zu breit ist, etwa weil die Griffschalen nach außen gewölbt sind.
Grundsätzlich gilt: Die Haltung jeder Faustfeuerwaffe sollte immer so erfolgen, dass kein Muzzle Sweeping zustandekommt, da sonst schwere Verletzungen drohen. Von vielen Schießtrainern die Sie kennenlernen, werden Sie unterschiedliche Auskünfte erhalten, wenn es darum geht, welche Griff- und Haltetechnik denn „die richtige“ ist – aber eine Regel gilt für alle Methoden: Halten Sie den Lauf stets in die sicherste Richtung. Kommt es zu einem Muzzle Sweeping, haben Sie diese, eine der wichtigsten Sicherheitsregeln im Umgang mit Schusswaffen, verletzt.
TIPP:
Ihre Schusshand sollte das Griffstück einer Kurzwaffe umschließen können, ohne dass deren Finger den eigenen Handballen wieder berühren; damit haben Sie am Griffstück ausreichend Platz, um noch den Handballen der stabilisierenden Hand darauf zu positionieren, was einen besseren Halt verspricht. Rutschfeste Oberflächentexturen oder ergonomische Griffrillen sorgen für besseren Grip.
Zur Waffenergonomie gehört insbesondere bei Kurzwaffen noch der Abzugsabstand. Ist der Abstand zwischen Abzug und Griffrücken zu groß, erreichen Sie den Abzug nicht oder müssen Ihren Griff unnatürlich verfälschen. Eine kontrollierte und zielsichere Schussabgabe wird massiv erschwert. Ist der Abstand zu klein, kann es passieren, dass Sie sich mit Ihren Fingernägeln am Handballen verletzen.
Und last but not least: die Position der Bedienelemente. Es gibt Schusswaffen, deren Bedienelemente (Schlittenfanghebel, Magazinauswurf, Sicherungen …) beidseitig angeordnet sind, sodass sie von Links- und von Rechtshändern benutzt werden können. Bei bestimmten Langwaffen gestaltet sich dies als sehr nützlich; bei Faustfeuerwaffen liegen jedoch meist beide Hände direkt an der Waffe. Hier musste ich über die Jahre beobachten, dass häufiger der Magazinauswurf oder der Schlittenfanghebel an einer der beiden Seiten unbeabsichtigt betätigt wird. Plötzlich fällt das Magazin während des Schießens aus der Pistole oder der Verschluss bleibt im Zuge des Nachladevorganges geöffnet, obwohl er sich schließen sollte. Bei Faustfeuerwaffen für rein private bzw. sportliche Zwecke rate ich daher entweder zu einem Linkshand- oder zu einem Rechtshandmodell; nicht beides in einem.
–
Sport, Dienst, Jagd – Hauptmerkmale nach Anwendungsbereich
Nachdem Sie mittlerweile vielleicht die ein oder andere Waffe in der Hand gehalten haben, gilt es zu eruieren, wofür diese am besten geeignet ist. Allein schon durch das In-die-Hand-Nehmen erkennen Sie mit ein bisschen Übung, für welches Anwendungsgebiet die Waffe konzipiert wurde. Das bedeutet aber nicht, dass Sie sie in anderen Bereichen nicht verwenden dürfen.
Sportwaffen
Kurze Sportwaffen zeichnen sich durch ihr hohes Eigengewicht und einen sehr feinen Abzug aus. Das hohe Gewicht fängt den Rückstoß ab und entlastet Sie beim Schießen. Der weiche Abzug hilft, das „Mucken“ (Knicken des Handgelenks) abzuschwächen bzw. zu verhindern. Auch der Leerweg des Abzugs ist meist sehr gering bis nicht vorhanden, der Druckpunkt ist weich; der Schuss bricht somit überraschender als bei Servicepistolen, die einen längeren Leerweg und einen sehr markanten Druckpunkt aufweisen. Zudem verfügen Pistolen und Langwaffen, die explizit für den Sport gefertigt wurden, meist über „echte“, manuelle Sicherungen.
Im Herstellungsprozess wird eine Sportwaffe mitunter einem speziellen Beschichtungsverfahren unterzogen. In dynamischen Schießdisziplinen wie IPSC, wo Kurzwaffen häufig aus Holstern gezogen und wieder zurückgeholstert werden, nutzen sich Oberflächen stark ab. CZ als Hersteller von Pistolen für den dynamischen Schießsport macht die Schusswaffen so langlebiger und robuster. Dennoch: Viele Kleinteile bedeuten einen hohen Pflegeaufwand.
Zudem werden Sportwaffen unter Berücksichtigung internationaler Sportordnungen produziert. Das zulässige Waffengewicht, die Lauflänge, Gesamtmaße und vieles mehr stimmt oftmals ab Werk mit den Vorgaben der Verbände überein, ohne dass Sie Ihre Waffe adaptieren müssen. Dennoch sind sie in hohem Maße adaptierfähig: Im Feintuning lassen sich noch Elemente wie Abzugsgewicht und -widerstand, Stabilisatoren, Visiereinrichtungen oder Griffschalen exakt an Ihre Bedürfnisse und an Ihre Schießisziplin anpassen. Eine optionale Daumenauflage sorgt für eine stabilere Waffenführung; ein Slide Racker unterstützt unter anderem bei der raschen Behebung von Fehlfunktionen. Mit hochwertigen Neuwaffen bekommen Sie üblicherweise noch ein Sortiment an Original-Ersatzteilen mitgeliefert.
Dienst- oder Servicewaffen
Servicewaffen machen sich durch Gegenteiliges beliebt: Als Berufswaffenträger müssen Sie Ihre Waffe oft den ganzen Tag und über viele Jahre bei sich führen, nach modernem Arbeitnehmerschutz ohne dass Sie davon eine schiefe Hüfte bekommen. Daher sind Dienstwaffen zunächst leichtgewichtig, führig und durch die niedrigen Produktionskosten und das Material (üblicherweise Polymer) kostengünstig.
Dienstwaffen sind dafür gebaut, im Matsch zu liegen und gegen Wände zu fliegen, vor allem Glocks. Sie halten Unmengen an Dreck aus und schießen bei aller Verschmutzung trotzdem präzise auf Nahdistanzen bis zu 10 m, mit einem guten Verteidigungsschützen auf 15 m. Allerdings haben sie durch ihr leichtes Gewicht einen vergleichsweise starken Rückstoß; zum Präzisionsschießen auf 25 m sind sie daher nicht geeignet. Ihr Abzug hat einen Leerweg von ø 5 mm, ehe Sie den starken Druckpunkt erreichen, dessen Überwindung erst den Schuss auslöst.
Die Bedienelemente einer Servicewaffe sind auf ein Minimum beschränkt: Sie hat, was sie braucht, um zu funktionieren. Abzug, Schlittenfang, Magazinauswurf. Auf Add-ons wie Daumenauflagen oder Stabilisatoren wird bei Dienstwaffen ab Werk verzichtet, da individuelle Adaptierungen einer Einsatzwaffe aufgrund von einsatztaktischen Nachteilen von den Dienstgebern selten bis gar nicht geduldet werden; ein Dienst- bzw. Servicewaffenhersteller sieht daher keine Notwendigkeit darin, Adaptierungsmöglichkeiten im Herstellungsprozess zu berücksichtigen. Muss Ihr Kollege plötzlich aus irgendeinem Grund Ihre Dienstwaffe bedienen oder Sie seine, befinden Sie sich aller Wahrscheinlichkeit nach in einer Situation, die es nicht erlaubt, sich in Ruhe mit einer fremden Visiereinrichtung oder dem unbekannten Abzugssystem vertraut zu machen. Jeder Ihrer Kollegen muss jede verfügbare Dienstwaffe bedienen können, weshalb sich diverse Glockpistolen in ihrer Bedienung nicht unterscheiden.
Trainingswaffen
Unter Trainingswaffen sind solche Waffen zu verstehen, die unter anderem von Behördenangehörigen eingesetzt werden, um Einsatzszenarien zu trainieren oder Demonstrations- und Unterrichtszwecken dienen, ohne einen scharfen Schuss abfeuern zu können. Eine Vielzahl an Herstellern und Waffenhändlern führt solche Produkte im Sortiment, wobei es sich nicht immer um ein mechanisch bedienbares Gerät handelt.
Zwei der wohl bekanntesten Formen von Trainingswaffen sind die Rotwaffe von Glock sowie diverse Glock Cut-Modelle. Die Rotwaffe ist ein mechanisch voll medienbares Modell, vollständig oder teilweise in Rot gehalten, um es von der schwarzen scharfen Schusswaffe zu unterscheiden. Der einzige Unterschied zur scharfen Schusswaffe ist der verkürzte Schlagbolzen, der – selbst wenn eine scharfe Patrone in die Rotwaffe geladen würde – zu kurz ist, um auf das Zündhütchen der Patrone zu gelangen. Er kann somit keinen Schuss auslösen. Cut-Modelle hingegen sind Querschnittsmodelle, die den inneren mechanischen Ablauf einer Glockpistole veranschaulichen. Ebenfalls aus dem Hause Glock stammen die hellblauen FX-Pistolen, aus denen FX-Munition (spezielle Trainingsmunition mit Farbmarkierung im Ziel) verschossen werden
Daneben gibt es sogenannte RAM-Waffen (RAM: Real Action Marker). Es sind dies Luftdruckwaffen, die Gummi- oder Pfeffergeschosse verschießen. Manch privater Besitzer verwendet sie zum Zwecke der Selbstverteidigung; jedoch sind RAM-Waffen primär zur Verwendung von Behördenangehörigen im Training vorgesehen. Da sich dort niemand gegenseitig verletzen möchte, ist der Luftdruck bei der Schussabgabe soweit herabgesetzt, dass ein Treffer zwar zu spüren ist und durchaus starke Schmerzen verursachen kann, aber noch auszuhalten ist und den Getroffenen nicht außer Gefecht setzt. Zur Selbstverteidigung eignet sich eine RAM-Waffe daher nur bedingt.
Eine weitere Option sind Blueguns. Diverse Waffenmodelle von diversen Waffenherstellern sind mittlerweile als Bluegun (und auch in anderen Farben) verfügbar. Verwendet werden sie hauptsächlich für trockene Anschlagtrainings oder auch zum Trainieren von Entwaffnungstechniken im Nahkampf. Rechtlich und fachlich korrekt handelt es sich hier nicht um Waffen, sie sind damit ohne Auflagen erhältlich, sofern der Hersteller sie nicht explizit ausschließlich an bestimmte Personenkreise veräußert.
Für den sportlichen Bereich gedacht sind Schießsimulatoren, beispielsweise Schießtrainersysteme von Laser-Ammo®. Rückstoßfähige Pistolen und Langwaffen (Lizenznachbauten) sind an der Laufmündung mit einem roten Laser-Element ausgestattet, das Sie im Trockentraining hinsichtlich Waffenhandling sowie Ziel- & Treffkompentenz unterstützt. Dazu passend gibt es Reaktivzielscheiben oder einen Smokeless Range Simulator® – das Schießkino für zu Hause. Eine praktische Ergänzung sind DryFireMags – Magazine, die das Abzugssystem der Waffe neu spannen, ohne dass Sie den Schlitten manuell bedienen müssen. MantisX bietet mit dem Blackbeard auch ein Auto-Resetting System für Abzüge der AR15-Modelle.
Jagdwaffen
Präzision, Zuverlässigkeit und Robustheit hinsichtlich Wetter und Witterungsbedingungen sind für Jagdbüchsen Grundvoraussetzungen. Das Material des Laufes und sein Gewicht werden mit dem des Schaftes in Einklang gebracht, Holzschäfte zudem einem speziellen Beschichtungsverfahren unterzogen, was die Langlebigkeit der Waffe bei Regen, Schnee, Hitze und Kälte erhöht. Damit die Jagdwaffe auch bei extremen Wtterungsbedingungen reibungslos arbeitet, erhalten mechanische Elemente Veredelungen. Traditionelle Jagdwaffen, ganz besonders Flinten haben meist einen Schaft aus Holz mit handgearbeiteten Verzierungen am System- bzw. Schlosskasten und können entsprechend hochpreisig sein; modernere und kostengünstige Varianten werden auch aus Kunst- und Verbundstoffen gefertigt.
Hinsichtlich des Abzugs weisen Jagdgewehre Gemeinsamkeiten mit Sportwaffen auf: Er ist sehr fein, hat einen weichen Druckpunkt und nur wenig bis keinen Leerweg. Zugleich sind die meisten großkalibrigen Jagdgewehre schwer. Auch existieren Jagdwaffen mit sogenanntem Stecher: einem extrem empfindlichen Abzug, der bei der kleinsten Berührung den Schuss auslöst. Allerdings nur, wenn zuvor manuell „eingestochen“ (gespannt) wurde. Bei einem deutschen Stecher mit zwei hintereinander angeordneten Abzugszüngeln dient das hintere Züngel dem Einstechen und das vordere löst den Schuss aus.
Ergonomie in der Schaftform, insbesondere den Hinterschaft betreffend, erhöht den Schusskomfort und erleichtert das Waffenhandling im Revier. Bestimmte Set-Angebote beinhalten neben der Waffe selbst auch bereits Nacht- oder Thermaloptiken sowie Schalldämpfer (Jäger mit gültigem Jagdschein dürfen diese besitzen und im Rahmen der jagdlichen Tätigkeit verwenden). Zielfernrohre, die mit einer Jagdwaffe gemeinsam verkauft werden, müssen hinsichtlich der Fertigung ihres Glases auf das jeweilige Waffenkaliber abgestimmt sein: Eignet sich das Glas nur für kleine Kaliber und Sie verwenden es in einer Großkaliberwaffe, kann die Wucht das Glas beschädigen.
Sammlerwaffen
Der Vorteil der österreichischen Waffenrechtslage: Grundsätzlich kann jede Art von Waffe ein Sammlerstück sein. Aber: Die Charakteristik einer Waffensammlung besteht in der Wahrung eines kulturellen oder historischen Wertes und der thematischen Zusammengehörigkeit bzw. Verbindung der Exemplare; bei zugleich umfassendem (angestrebtem) Besitzstand. Sammlerwaffen müssen nicht zwingend funktionstüchtig sein, behandeln aber ein bestimmtes Sammelgebiet möglichst vollständig. Zum Beispiel „Antike Feuerwaffen“, „Die technische Entwicklung der Pistole in Europa – von 1324 bis 2024“ oder „Sondereditionen des 20. Jahrhunderts“.
Zu den beliebtesten Sammlerwaffen gehören Kriegswaffen aus dem 1. und 2. Weltkrieg, Antiquitäten und deren Repliken sowie seltene, limitierte Auflagen. Sie verfügen in der Regel über alte Zündmechanismen wie Radschloss, Steinschloss- der Luntenschlosszündung. Welchem Sammelgebiet Sie sich widmen möchten, entscheiden Sie prinzipiell selbst – wesentlich ist, dass Sie zum Besitz der Schusswaffen für Ihre Sammlung auch berechtigt sind.
Die oft empfindlich gewordenen Materialien stellen hohe Ansprüche an Sie als Waffensammler: Die Verwahrung bestimmter Waffen sollte in klimakontrollierten Räumen erfolgen, da Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit oder auch zu viel UV-Strahlung durch Sonnenlicht dem Zustand antiker Waffen schaden können. Aggressive Pflegeprodukte sind ebenfalls zu vermeiden, um ihren Zustand bestmöglich zu wahren und den Waffen ihre Originalität nicht zu nehmen. Außerdem sind Sammlerwaffen oft nicht (mehr) schussfähig. Es empfiehlt sich die regelmäßige Inspektion durch Sachverständige, die Ihnen Gutachten über den Zustand der Waffen, der Sammlung generell oder über die dem WaffG entsprechende sichere Verwahrung ausstellen können, das Sie bei Bedarf der Waffenbehörde vorlegen. Summa summarum ist eine Waffensammlung ein schönes, aber sehr kostspieliges und aufwendiges Hobby: Um die Sammlung möglichst zu vervollständigen, kommen Sie nämlich nur selten um einen Waffenimport aus dem Ausland herum, vor allem dann nicht, wenn es sich um handgefertigte Unikate handelt.
–
Gut Schuss!
Sie sollten nun einen guten Überblick haben, welche erste Schusswaffe für Sie eine gute bis optimale Wahl ist. Probieren Sie an Schusswaffen aus, was immer man Ihnen anbietet, trainieren Sie vor allem in den ersten Monaten zumindest einmal die Woche – wenn Sie mit einer Waffe einmal richtig Schießen gelernt haben, meistern Sie damit mehr Schießdisziplinen, als manch anderer Ihrer Waffe zutraut.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.